Die Offenen
Hier präsentierten wir die Ergebnisse unserer Studie, die auf die Arbeit von More in Common Deutschland aufsetzt.
Für die Offenen ist ein vergleichsweise hoher Beitrag durch wohlhabende Länder zum Klimaschutz ein essentieller Teil ihres Gerechtigkeitsverständnisses. So sind die Offenen sehr dafür, dass Unternehmen und Personen in politischen Führungspositionen für klimaschädliches Verhalten und Prozesse zur Rechenschaft gezogen werden, um die Anstrengungen anderer Menschen nicht zunichte zu machen.
Es gibt welche, die strengen sich wahnsinnig an [beim Klimaschutz], die versuchen, das Ganze ein bisschen aufzufangen. Aber es gibt ganz große Bevölkerungsmengen, die es entweder nicht interessiert oder die es vielleicht noch blockieren. (…) Wir passen auf, versuchen, Rücksicht zu nehmen, und woanders sind ganz andere Mächte, die eigentlich alles kaputtmachen."
Bei der Frage, welche gesellschaftlichen Akteure für welche Aufgaben beim Klimaschutz verantwortlich sein sollten, zeigt sich ganz allgemein, dass die Offenen und Involvierten eine größere Anzahl an Akteuren in der Pflicht sehen als die übrigen vier Typen. In den Fokusgruppen ist dieser Typ auch einer der wenigen, die einen konkreten Akteur nennen auf die Frage, von wem sie gerne mehr zum Klimathema hören würden.
Ich finde, die Kirche ist durchaus eine Institution, die das [Klimaschutz] auch ein bisschen vermitteln könnte, und wo ich eigentlich gar nichts von sehe in der Richtung. Es ist nicht ihre Hauptaufgabe, das sehe ich ein, aber es ist doch ein wichtiges Thema."
Bezüglich ihres aktuellen Klimaschutz-Engagements betätigen sich die Offenen in der Regel häufiger als die meisten anderen Typen. Die Offenen haben im letzten Jahr besonders häufig eine Partei wegen ihrer Klimapolitik gewählt (31 %, verglichen mit einem Durchschnitt aller Typen von 20 %), haben eine Klimapetition unterschrieben (22 %, verglichen mit einem Durchschnitt von 15 %) und haben in den sozialen Medien einen Beitrag zu Klimathemen geteilt (18 %, verglichen mit einem Durchschnitt von 13 %).
Chancen
- Framings der Zusammenarbeit und Gerechtigkeit herausstellen: Klimakommunikator:innen sollten bei an die Offenen gerichteten Aufrufen zu klimafreundlicherem Handeln Werte der Zusammenarbeit herausstellen und den Einzelnen das Gefühl geben, dass sie Mitstreiter:innen im Handeln haben und Teil der Lösung für die Klimakrise sind. Die Offenen identifizieren sich mit Aussagen, die Klimaschutz als globale Gerechtigkeitsaufgabe betonen.
- Historische Verantwortung klar benennen: Großes Erfolgspotential bei dem Typ der Offenen hat eine Klimakommunikation, die die Verantwortung derjenigen benennt, die historisch besonders viel zur Klimakrise beigetragen haben. Vor allem Unternehmen und Bürger:innen mit hohen Einkommen, die sich aus Sicht der Offenen in der Vergangenheit zu häufig der Verantwortung entziehen konnten, sollen nun ihr Verhalten und damit verbundene Prozesse grundlegend ändern.
Risiken
- Vorsicht bei einseitiger Zuschreibung der Verantwortung: Auch wenn die Offenen ein teils aktivistisches Mindset haben, sollten Klimakommunikator:innen den Bogen bei individualisierten Appellen nicht überspannen. Auch die Offenen leiden unter Vereinzelung in der Verbraucherrolle. Bei Aufrufen zu klimafreundlicherem Handeln sollte deshalb vermieden werden, zu viel auf die individuelle Verantwortung zu pochen, ohne die notwendige Rolle des Staates und der Wirtschaft ebenfalls klar zu benennen. Andernfalls kann das Gefühl entstehen, dass Anstrengungen Einzelner keinen Sinn haben, “solange die Politik oder Wirtschaft da oben nichts macht”, was zur Konfliktaufladung führen kann.
- Vorsicht beim Verbreiten von Weltuntergangsstimmung: Viele der Offenen haben das Gefühl, die Einzigen zu sein, die sich um die Klimakrise sorgen und etwas dagegen unternehmen. Die Offenen brauchen Erfolgsgeschichten und Beispiele, aus denen ersichtlich wird, dass auch andere sich für den Klimaschutz einsetzen. Bleiben diese Positivbeispiele aus, besteht die Gefahr, dass die Frustration über die gefühlte gesellschaftliche Blockade gegen den Klimaschutz die Oberhand gewinnt, sich eine dysfunktionale, lähmende Form der “Klimaangst” und Hoffnungslosigkeit breitmacht.
Empfehlung
- Es sollte die gleichzeitige Verantwortung von Bürger:innen, Wirtschaft und Politik angesprochen werden: Wichtig sind für den Typ der Offenen, die Bereitschaft der Offenen zum Handeln anzuerkennen und zu betonen, dass sie sich zugleich als Verbraucher:innen und als politische Bürger:innen am Klimaschutz beteiligen. Es geht darum, dass alle ihren Beitrag leisten. Die Offenen sehen, dass die Regierung eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer klimafreundlichen Wirtschaft und Gesellschaft zu spielen hat. Deshalb kann bei dieser Gruppe ein Narrativ Anklang finden, das auf politische und finanzielle Rahmensetzung und die Wirtschaft fokussiert, und somit die klimabezogenen Anstrengungen Einzelner in einen Rahmen des kollektiven Handelns stellt. Daraus ergibt sich ein Handlungspotenzial der Offenen für bürgerschaftliches Engagement, das auf diese erforderlichen Klimaschutz-Strukturen hinwirkt.
- Den Spaßfaktor von Klimaschutz-Engagement herausstellen: Die Offenen engagieren sich bereits auf vielen Ebenen kreativ und innovativ für den Klimaschutz und dies sollte anerkannt werden. Framings, die den individuellen Spaßfaktor von Klimaschutzlösungen und kollektivem Handeln stärker betonen, haben das Potenzial, bei den Offenen in ihrem Selbstverständnis als Vorreiter:innen beim Klimaschutz gut zu landen.
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