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Die Involvierten

Hier präsentierten wir die Ergebnisse unserer Studie, die auf die Arbeit von More in Common Deutschland aufsetzt.

Eine illustrative Darstellung zum Gesamttyp

Für die Involvierten ist schnelles und entschiedenes Handeln in der Klimapolitik wichtiger als die Mitbestimmung durch Bürger:innen, denn die Untätigkeit des letzten Jahrzehnts hat bei diesem Typ viel Frust erzeugt, die Involvierten wollen nun Taten sehen. Auch deshalb ist bei den Involvierten als einzigem Typ der Aspekt “von der Bevölkerung mitbestimmt” nicht unter den Top 5 der Merkmale guter Klimapolitik vertreten. 

Solange so viele alte Herren die Politik machen, die vielleicht nicht an die nächste, übernächste oder drittnächste Generation denken, sondern nur im Moment an den eigenen Geldbeutel und von der Industrie unterstützt werden, ist es sowieso sehr schwierig."

Abbildung 18: Ansichten zur Fridays-for-Future-Bewegung

Die Haltung der Involvierten zu Fridays for Future ist gespalten. Einerseits finden sie die Sache eindeutig richtig und unterstützenswert, andererseits hadern sie teils mit gewissen Aktionen oder Persönlichkeiten der Fridays-for-Future-Bewegung. Eine Erklärung dafür könnte sein, dass die Involvierten gewohnheitsmäßig etwas weiter weg von Fridays for Future sind und teilweise anzweifeln, ob es den jungen Demonstrierenden wirklich immer um die Sache geht. Auch die Tatsache, dass die Involvierten am seltensten angeben, sich “stolz” oder “voller Freude” bei ihrem Engagement zum Klimaschutz gefühlt zu haben, stützt die These, dass Klimaschutz für sie eine Frage der Verantwortung und nicht des Spaßes ist – eine Erkenntnis, die die tendenziell älteren Involvierten womöglich ebenfalls von den tendenziell jüngeren Demonstrierenden trennt.

Ich empfand Greta auch immer als sehr negativ. Weil es zu aggressiv ist, ihre ganze Kommunikation, und nicht auf einen Dialog, Kompromiss, um was voranzubringen. Das ist so ein Charakterzug, den ich generell schlecht finde.“

Die Involvierten haben von allen Typen am meisten Vertrauen zu den von der Studie abgefragten Persönlichkeiten. Sie unterscheiden aber deutlich zwischen jenen, die sich speziell zum Klimaschutz äußern und eine fundierte Expertise dazu an den Tag legen, und solchen, die prominent sind, aber keine Figur in der Klimadebatte sind. Diese Unterscheidung anhand von Expertise spiegelt die Tatsache wider, dass die Involvierten keine einfachen Lösungen sehen und sich der Komplexität der Klimakrise durchaus bewusst sind. So vertrauen sie Eckart von Hirschhausen, Nachrichtenjournalisten und auch Mai Thi Nguyen-Kim relativ stark bei Klimafragen, sehen allerdings Günther Jauch und Sebastian Vettel kritischer als z. B. die Etablierten.

Die Involvierten diskutieren tendenziell gerne und geben mit am häufigsten an, über den Klimawandel zu reden (69 %). Sie sind zudem weit mehrheitlich der Meinung, dass der Klimaschutz Vorrang haben sollte, auch wenn dafür ein geringerer Lebensstandard in Kauf genommen werden muss (74 % stimmen dieser Aussage zu). So sprechen sie sich stärker als die übrigen Typen auch für persönliche Trade-offs und Opfer aus, die für sie klar ein Teil der Transformation hin zur Klimaneutralität sind. 

Man schimpft zwar [über steigende Energie- und Benzinpreise], es wird alles teurer. Das ist natürlich eine Belastung. Aber anders geht es nicht. Man muss dann selbst auch Opfer bringen."

Dieser Egoismus, der muss runtergeschraubt werden. Wir sind ja in einer totalen Luxuslage, was wir alles haben an Möglichkeiten, und trotzdem ist kaum jemand bereit, alle schimpfen und rufen nach der Politik, aber keiner ist bereit, auch eventuell [etwas zu tun]."

Freiwillige Helfer:innen und Anwohner:innen beginnen mit den Aufräumarbeiten nach den schweren Überschwemmungen im Juli 2021 in Bad Neuenahr-Ahrweiler.

Chancen

  • Bereitschaft zur Änderung des eigenen Lebensstandards anerkennen und Framing zu einer gerechten Lastenverteilung nutzen: Die Involvierten sind von allen Typen am ehesten bereit, zugunsten des Klimaschutzes Einschnitte bei ihrem persönlichen Lebensstandard zu machen. Da die Involvierten finanziell tendenziell bessergestellt sind als die anderen Typen, ist dies ein ermutigendes Zeichen für die Politik: Die, die es sich leisten können, sind bereit, im Sinne einer gerechten Lastenverteilung ihren Lebensstandard zu überdenken. Involvierte sehen sich daher insbesondere von Aussagen angesprochen, die eine gerechte Lastenverteilung hervorheben
  • Klimaschutz als bürgerschaftliche Pflicht betonen: Klimakommunikator:innen sollten bei den Involvierten auf die zentrale Rolle der Verantwortungsethik bei Klimaschutz eingehen. Für diesen Typ ist Klimaschutz allein deshalb wichtig, weil die Menschheit eine moralische Verantwortung hat, gegen die Klimakrise vorzugehen. Angebote zum Mitmachen sowie Angebote, die Engagement als Erfüllung dieser übergeordneten Pflicht aller darstellen, sprechen somit die Werte der Involvierten besonders an. 

Risiken

  • Vorsicht bei Zynismus: Obwohl die Involvierten sich bereits vielfältig engagieren, besteht bei ihnen, ähnlich wie bei den Offenen, die Gefahr, dass sie zynisch werden und Vertrauen verlieren – nämlich dann, wenn eine aktive Antwort der Politik (und sichtbare Anzeichen dafür, dass Deutschland als Ganzes Schritte zur Klimaneutralität einleitet) ausbleibt. Mit Blick auf die Tatsache, dass die Involvierten am häufigsten über die Klimakrise sprechen, ist besonders wichtig, dass diese Gespräche nicht zu sehr von Frustration und Hilflosigkeit dominiert werden, sondern auch Erfolge einschließen. Deshalb müssen Kommunikator: innen Erfolgsgeschichten klar herausstellen, die Mut machen und den Involvierten verdeutlichen, wo in der Gesellschaft bereits handfester Klimaschutz vorangetrieben wird. Darüber hinaus müssen Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, wie im Sinne von Advocacy die Involvierten selber aktiv werden können, um die Politik zu ehrgeizigeren Schritten zu ermutigen. Klimakommunikator:innen sollten bei den Involvierten explizit auf Handlungsmöglichkeiten hinweisen, die politisches, ambitioniertes Handeln stärken können, wie Gespräche mit Bundestagsabgeordneten.

Empfehlung

  • Komplexität benennen und Vereinfachungen vermeiden: Involvierte befürworten Aussagen, die die Komplexität der Klimakrise offen benennen und auf die Notwendigkeit eines ausgewogenen Klimaschutz-Ansatzes hinweisen. Nicht alle Probleme der Welt sollten auf die Klimakrise oder eine bestimmte Gruppe von Akteuren reduziert werden. Veränderungen sollten als gesamtgesellschaftliche Aufgabe dargestellt werden, die eine bessere Zukunft in vielen Lebensbereichen zur Folge haben kann, nicht nur hinsichtlich Energieerzeugung oder Mobilität. Für die Involvierten ergibt es wenig Sinn, in einer globalisierten Welt als einzelnes Land nach Energieunabhängigkeit zu streben. Wir empfehlen deshalb, zu stark vereinfachende Aussagen zum Klimaschutz zu vermeiden. 
  • Verbundenheit und das Wir-Gefühl betonen: Involvierte fühlen sich angesprochen von Aussagen, die auf die Beziehungen und Verknüpfungen zwischen den Menschen, zwischen verschiedenen Bereichen der Gesellschaft sowie zwischen Deutschland und dem Rest der Welt, abstellen. “Verbundenheit” ist ein Schlüsselwort, welches bei den Involvierten auf Anklang stößt, ebenso wie ein “Wir”- Verständnis als Gesellschaft und Weltgemeinschaft.

Weiter:
Die Etablierten

 

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