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Die Etablierten

Hier präsentierten wir die Ergebnisse unserer Studie, die auf die Arbeit von More in Common Deutschland aufsetzt.

Eine illustrative Darstellung zum Gesamttyp

Bezeichnend bei den Etablierten ist ihre Bewertung, dass Klimaschutz oft zu Lasten der persönlichen Freiheit gehe. Obwohl sie noch immer mit Abstand der positivste aller Typen sind, hat die Corona-Pandemie auch unter den Etablierten und dem Vertrauen in ihre Mitmenschen Spuren hinterlassen:

Ich bin eigentlich ein sehr positiver Mensch, aber ich mache mir tatsächlich Gedanken, weil ich sehe einfach, dass die Menschen teilweise so verrohen und untereinander so einen schlechten Umgang haben. Werte und Normen werden so selten noch geschätzt. (…) Jeder achtet nur noch mehr auf sich. Überhaupt kein Miteinander oder Rücksichtnahme."

Mit Blick auf die Frage, ob Abstriche bei der Wirtschaft im Namen des Klimaschutzes gemacht werden sollten, unterscheiden sich die Etablierten von den Offenen und den Involvierten, da ihnen die generelle wirtschaftliche Lage in Deutschland durchaus wichtig ist. Wirtschaft und Klimaschutz halten sich für die Etablierten in etwa die Waage: 44 % sagen, die Wirtschaft sollte beim Klimaschutz Vorrang haben, und 51 % meinen, dass der Klimaschutz Vorrang haben sollte.

 

Diese traditionell konservative Einstellung bei Gesellschaftsfragen setzt sich auch bei der Frage nach gerechter Lastenverteilung des Klimaschutzaufwands nach Einkommensverhältnissen fort. Während die Idee, dass Menschen mit hohem Einkommen mehr zum Klimaschutz beitragen sollten als einkommensschwächere Bürger:innen, bei den meisten Typen ausdrückliche Zustimmung findet, fällt die Zustimmung der Etablierten hier etwas verhaltener aus. Dies legt die Vermutung nahe, dass die Etablierten am ehesten ein “Gleicher Beitrag aller” -Verständnis von Gerechtigkeit vertreten (mit 19 % die größte vollkommene Zustimmung für Aussage B).

Abbildung 19: Beitragsverantwortlichkeit beim Klimaschutz nach Einkommen
Aussage A = Wohlhabende Menschen sollten mehr zum Klimaschutz beitragen als einkommensschwächere Bürgerinnen und Bürger. Aussage B = Grundsätzlich sollten alle Bürgerinnen und Bürger den gleichen Beitrag zum Schutz des Klimas leisten, unabhängig von der persönlichen finanziellen Situation.

Der Blick auf die Zukunft verdeutlicht die vergleichsweise optimistische Einstellung der Etablierten. Wie alle anderen Typen wünschen sich auch die Etablierten in erster Linie eine gute Gesundheit (88 %), doch ganze 49 % von ihnen wünschen sich auch eine klimafreundliche Lebensweise, was den höchsten Wert von allen Typen darstellt. Auch bei der Frage nach möglichen Co-Benefits von Klimaschutzmaßnahmen zeigen sich die Etablierten in fast allen Punkten am optimistischsten. Mit Blick auf Deutschland in zehn Jahren äußern sie die Hoffnung, dass man als Gesellschaft aus gemachten Fehlern lernen könne. 

Ich hoffe, ein besserer [Ort zum Leben]. Dass wir vielleicht aus den Fehlern, die wir machen, oder aus den Unwissenheiten, die uns aktuell über den Tisch laufen, lernen und entsprechend Konsequenzen ziehen, um die Sachen zu verbessern. Meine Hoffnung ist immer, dass es besser wird."

Chance

  • Zu niedrigschwelligen Engagement-Möglichkeiten einladen: Obwohl die Etablierten Klimaschutzmaßnahmen generell unterstützen und sich eine klimafreundlichere Welt ausdrücklich wünschen, geben nur wenige von ihnen an, sich in irgendeiner Form für Klimaschutz zu engagieren. Klimakommunikator:innen sollten bei diesem Typ deshalb niedrigschwellige Formen des Engagements betonen, die den Etablierten aufzeigen, wie sie in ihrer Nachbarschaft unkompliziert und ganz konkret aktiv werden können. Menschen dieses Typs werden am besten angesprochen, indem diese Aktionen als Teil der Verantwortung aller herausgestellt werden. Im Idealfall werden die Vorschläge und Handlungsangebote durch positive Erfahrungsberichte untermauert, in denen Menschen eine Rolle spielen, deren soziodemografischer Hintergrund dem der Etablierten ähnelt. Dies stiftet Identifikation und macht das eigene Engagement greifbarer und damit wahrscheinlicher.

Risiko

  • Vorsicht bei mutigen Aktionen der Klimabewegung – durch breite und moderate Bündnisse Identifikation stärken: Aufgrund ihrer moderaten Haltung und generellen Zufriedenheit mit dem Status quo fühlen sich die Etablierten durch Bilder von sogenannten ‘radikalen’ Protestierenden und von einer Missachtung von Vorschriften eher abgeschreckt. Darstellungen solcher Störungen des öffentlichen Lebens bestätigen bei den Etablierten schlimmstenfalls das Gefühl eines gesellschaftlichen Werteverfalls, was eher dazu beitragen könnte, dass sie sich von der Klima-Bewegung distanzieren. Klimakommunikator: innen sollten sich dafür einsetzen, dass Aktivitäten der Klimabewegung stets von einem breiten Bündnis verschiedener Organisationen umgesetzt werden, sodass auch lokale Initiativen und Organisationen mit niedriger Einstiegshürde dabei sind, die die moderate Haltung der Etablierten repräsentieren.

Empfehlung

  • Das Gerechtigkeitsverständnis “gleiche Regeln für alle” in der Klimapolitik betonen: Die Etablierten haben eine eher traditionell-konservative Sichtweise auf die Dinge. Sie sind eher mitte-rechts orientiert, was sich in ihrem Wunsch nach Energiesicherheit für Deutschland und nach Regeln, die klimaschädliches Verhalten bestrafen, zeigt. In diesem Sinne verstandene Gerechtigkeit ist für die Etablierten von zentraler Bedeutung. Diese Gruppe möchte nicht, dass Deutschland die vermeintliche Last einer Führungsrolle beim internationalen Klimaschutz auf sich nimmt. Die Klimapolitik sollte aus ihrer Sicht angemessen reguliert werden, damit niemand das System ausnutzt (auf nationaler und internationaler Ebene). Framings, die gerechte oder “faire” Klimapolitik hervorheben (als eine, die weder Leistungsfähigkeit abwürgt noch Schlupflöcher offen lässt) sind für diesen Typ besonders anknüpfungsfähig.

Weiter:
Die Pragmatischen

 

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